Wie läuft eine homöopathische Behandlung ab?
Sie vereinbaren mit dem Homöopathen/der Homöopathin einen Termin zum Erstgespräch.
Dieses dauert bei echter, guter Homöopathie immer mehr als eine Stunde, manchmal sogar deutlich länger - zeitliche Vorplanung ist also notwendig. Wählen Sie Ihren Behandler sorgfältig aus; schließlich wollen Sie mit ihm ein Stück gemeinsamen Weg zur Gesundheit gehen und möglichst keinen "Pfusch" erleben.
Es sollte auf jeden Fall "Klassische Homöopathie" sein, praktiziert von jemandem, der diese als Kerntherapie ausübt und nicht neben vielen anderen Maßnahmen so nebenbei noch ein bisschen.
In dieser so genannten "Erstanamnese" wird der Homöopath ungewohnt viel über Sie erfahren wollen: Nicht nur Ihre aktuellen Beschwerden in aller Exaktheit und im Detail - besonders die eigenartigen Dinge, auch die typischen Begleitsymptome, Ihre Empfindlichkeiten, persönlichen Reaktions-Muster, Schwächen, Stärken, Kummer, Schlafverhalten und emotionale Vorstellungen von sich selber.
Großen Raum nimmt das Verstehen Ihrer typischen Konfliktbewältigungsmuster (von Kindheit bis heute) ein, Ihrer seelischen Verletzungen in der Vergangenheit, Ihrer Ängste und Hoffnungen ... .
Kurzum: Der Homöopath versucht Sie als ganzheitliches Wesen zu verstehen und zu erkennen, welche Merkmale in Ihrer Symptomatik auffallend, typisch und wiederkehrend sind.
Die Symptomenfülle nach einer Stunde Gespräch ist manchmal sehr groß: Es ist, als ob Sie drei Schachteln aus verschiedenen Puzzles auf einen Tisch zusammengekippt hätten. Die Aufgabe des Homöopathen ist nun, aus diesen tausend Fragmenten die aussagekräftigen Steinchen herauszulesen und daraus ein sinnvolles Bild zusammenzusetzen. Nicht einfach - und doch gelingt es oft recht gut, wenn auch manchmal erst nach aufwändiger, aber auch spannender Recherche, gelegentlich bis nach Feierabend.
Wenn Ihr Behandler "Ihre" Arznei gefunden hat nehmen Sie sie entsprechend seiner Vorgaben ein. Je nach Krankheitslage sehen Sie sich in der Regel nach einigen Wochen wieder (oder telefonieren) und besprechen ausführlich den Verlauf. Der erfahrene Homöopath kann dann beurteilen, ob die Arznei "anschlägt" und wird mit Ihnen das weitere Vorgehen besprechen.
Diese zweite kürzere Sitzung ist unbedingt notwendig, denn reine Selbstbeobachtung ohne objektivierenden Behandler führt uns nicht selten an der Nase herum. Ich erlebe es oft in der Praxis, dass Patienten in ihrer Zweitsitzung zunächst berichten, es habe sich "gar nichts" gebessert. Nach einer halben Stunde genauer Besprechung des Gesamtverlaufs wird dann sowohl ihnen als auch mir klar, dass auf ganz vielen Ebenen feine Fortschritte eingesetzt haben und ein Verweilen bei der Arznei Sinn macht.
Die meisten Heilungsprozesse beginnen subtil und gewinnen dann allmählich an Fahrt. Es ist wie beim Gärtnern: Erst nach 14 Tagen erkennt man bei genauem Hinsehen einen zarten Keimling. Man lässt man ihm Zeit und hegt und pflegt ihn. Nach und nach wird daraus eine kräftige, starke Pflanze. Die Großzahl aller Heilungen (wie übrigens auch die der meisten Krankheiten) läuft ganz unspektakulär ab.
Homöopathie ist eine leise, sanfte Methode.