Frauen und die Homöopathie
"Es gehen zu viele Frauen schulmedizinischer Ärzte zu homöopathischen Ärzten",
klagte ein Arzt bei der Versammlung der AMA, der amerikanischen Ärzteorganisation, die die Homöopathie bekämpfte. Die AMA - Ärzte sahen sich immer nur als Konkurrenten (Geschichte der Homöopathie - Amerika ; Politiker in den USA).
"Und was noch schlimmer ist", fügte er hinzu, "sie bringen auch ihre Kinder zu Homöopathen" (Coulter 1973).
Im frühen 19. Jahrhundert fühlen sich Frauen auch als Homöopathinnen (Laien und Professionelle) zu dieser Heilmethode hingezogen. Weltweit war die Homöopathie auch deshalb beliebt geworden, da sie bei den schrecklichen Epidemien dieser Zeit klare Erfolge nachweisen konnte: Cholera, Typhus, Gelbfieber, Scharlach. Im Vergleich homöopathisch zu allopathisch geführten Krankenhäuser waren die Sterblichkeitsquoten sehr viel besser.
Ein Arzt erklärte: "So manche Frau mit ihrem kleinen Arzneimittelvorrat hat schon die ganze Gemeinde zur Homöopathie überlaufen lassen". (Winston 1999) - das bedrohte nicht nur das Selbstverständnis, sondern auch die wirtschaftliche Lage der konventionellen Ärzte.
Eine Verbindung zu Frauenrechtlerinnen, Sklavenbefreiern, (damals)liberalen Republikanern, wie Lincoln und anderen Sozialreformern war klar. Gerade Frauen litten ja unten den sozialen Normen.
Elizabeth Stanton, Frauenrechtlerin,"ich habe mit der Homöopathie Wunder erlebt, ..."(Wellman 2004) ließ sich weiterbilden. Sie behandelte drei ihre an Malaria erkrankten Söhne erfolgreich. Wenn Homöopathen dieses heute machen, wird ihnen mit Entzug der Heilerlaubnis gedroht - ganz gleich wie die Erfolge aussehen, die es ja eh nicht geben darf und deshalb auch nicht existieren. In ihrer Biographie über ihre Gemeinde: "ich war auch ihre Ärztin"(Stanton 1897).
Victoria Woodhull kam aus bescheidenen Verhältnissen an die Spitze eines Wallstrett Unternehmens, war zudem erste weibliche Zeitungsverlegerin und die vielleicht bekannteste Feministin (damals). Dennoch wurde sie die erste weibliche Kandidatin für das US-Präsidentenamt und kandidierte für die neu gegründete Equal Rights Party. Ihr Vize war ein schwarzer Politiker.
Florence Nightingale, Pionierin der professionellen Krankenpflege wurde vom Homöopathen Dr. Gully behandelt. Er stand ihr bei einem Nervenzusammenbruch bei der Rückkehr aus dem Krimkrieg wegen der traumatischen Erlebnissen dort bei. Sie bezeichnete ihn als "Genie".
Genau wie Charles Darwin selbst in der Kritik hielt sie sich mit öffentlichen Äußerungen zurück. Privat jedoch schrieb sie an ihre Mutter, dass sie hoffte, ihr Vater würde wegen seines Augenproblems eine homöopathische Behandlung erwägen (Nightingale 1852).
Die ersten Ärztinnen:
Die erste Frau, die einen medizinischen Titel zugesprochen wurde war Melanie d´Hervilly, die zweite Frau von Samuel Hahnemann, dem Erfinder der Homöopathie. Dieser versicherte, sie sei sowohl theoretisch als auch praktisch besser vertraut als jeder andere seiner Schüler (Haehl 1922) und bat Dr. Hering ihr einen akademischen Grad zuzuerkennen, neun Jahre vor Elizabeth Blackwell.
Dr. Elizabeth Blackwell hat vielleicht die erste medizinische Hochschule für Frauen gegründet. Vielleicht war aber das Bosten Female Medical College (heute Boston University) das erste, in der die wahre Dr. Quinn (Tv-Serie "Ärztin aus Leidenschaft", mit Jane Seymour) zur Homöopathin ausgebildet wurde (und dann nicht wie im Film mit Kräutertherapie hantierte, sondern mit homöopathischen Globuli). Die WAHRE Leidenschaft der Dr. Quinn, die Heilkraft der Globulis, hat man natürlich im Film bewusst verschwiegen.
Eine der ersten Absolventinnen war Dr. Mercy Jackson. Als ihre enge Freundin, ihre Cousine, Ralph Waldo Emerson heiratete begann sie Homöopathie zu lernen und führte eine kleine Praxis. Als sie Medizin studieren wollte fuhr ihr Hausarzt mit ihr nach Boston. Der wurde selbst bald danach zum Homöopathen. Mercy lehrte später als Professorin für Kinderkrankheiten an der Uni Boston. Ihr verdanken wir es Pulsatilla bei manchen Steißgeburten zu verwenden. Sie setzte sich für die Sache der Frauen ein.
Dr. C. Sophia Lozier eröffnete eine Schule für homöopathische Medizin. Wie in den anderen Fakultäten für weibliche Mediziner gab es auch hier zumindest anfangs Kooperation zwischen Schulmedizin und Homöopathie. Loziers Frauen-College und - Krankenhaus (New York) gehörten berühmte Homöopathen an: T.F. Allen, William Guernsey, Carleton, C. Dunham und die Feministinnen E. Stanton und J.W. Howe, sowie Clara Barton, die Gründerin des amerikanischen roten Kreuzes.
Es war die ersten Schule, die Hygiene und Prävention als Fach lehrte und schon vor 1874 eine dreijährige Ausbildung verlangte - im Gegensatz zu den Schulmedizinern, die das erst 20 Jahre später anboten ("die Ausbildung von Frauen muss gründlicher sein als die Ausbildung von Männern").
Der Architekt der Carnegie Hall eröffnete 1897 ein neues Gebäude.
Viele homöopathischen Krankenhäuser, sie sehr erfolgreich gearbeitet hatten (Geschichte der Homöopathie - Amerika) wurden später unter dem Vorwand der Hygiene geschlossen. Ebenso scheinheilig wie die routinemäßig Quecksilber anwendenden Schulmediziner die Homöopathen Quacksalber nannten.
Ende der 1860er kamen 30 der angehenden Homöopathinnen für die klinische Ausbildung ins Bellevue Hospital. Dort begegneten ihnen die Professoren und Studenten mit so großer Feindseligkeit, dass die Damen Klappmesser mitführten, um sich damit zur Wehr zu setzen (Harth 1999). Einmal versperrten Hunderte Studenten den Eingang und bewarfen sie unter Gelächter und Beschimpfungen mit zerkauten Papierkugeln. Darauf organisierte Dr. Lozier eine Veranstaltung mit H.W. Beecher (Bruder von Harriet Beecher, Onkel Toms Hütte) und dem Herausgeber des New York Tribune. Nach Medienberichten gab der Bürgermeister von New York den Studentinnen Polizeischutz, damit diese ihre medizinische Ausbildung beenden konnten. (Kirschmann 2004)
Dr. Harriet Clisby, Homöopathin und Frauenrechtlerin gründete eine Gewerkschaft. Frauen, wie A.M. Diaz, Louisa May Alcott, Mercy Jackson und J.W. Howe waren beteiligt. Sie wurde 101 Jahre alt.
Dr. Rebecca Lee Crumpler, Homöopathin, war die ersten Ärztin afroamerikanischer Abstammung.
Dr. Emily Jennings Stowe, "Mutter der Frauenrechtsbewegung" in Kanada, erste kanadische Schuldirektorin und erste Medizinerin lernte bei einem homöopathischen Arzt (Dr. Lancaster). Erst 1917 wurde den Kanadierinnen das Wahlrecht gewährt.
Dr. F.N. Ward, Homöopathin und die zweite Chirurgin, die im College of Surgeons (Chirurgie) aufgenommen wurde.
Sie leitete eine dreistöckige homöopathische Klinik als in San Francisco 1906 das große Erdbeben ausbrach.
Ihr Mann, Dr. James Ward, Homöopath, leitete zur Zeit des Erdbebens die Gesundheitsbehörde.
1884 stellten die Frauen 31 % der Studenten an homöopathischen Fakultäten dar.
Bei den Schulmedizinern waren es nur 6 %. Diese mussten sich meist in gesonderten Verbänden organisieren
Die erste nationale Medizinerinnenorganisation fand sich bei der Tagung eines homöopathischen Institutes zusammen.
Das erste Stipendium - Programm für Minderheiten in den USA wurde auch von Homöopathen gegründet, und zwar von Dr. Crump, einem Chirurgen (lehrte auch Chirurgie)(www.nymc.edu).
Noch heute sind Frauen die Mehrheit bei den Homöopathen und Männer bei den Allopathen.
Aus den gleichen Gründen wie im 19. Jahrhundert sind die meisten Patienten der Homöopathie Frauen.
Coretta Scott King, die Witwe von Martin Luther King, junior, interessierte sich besonders für die Homöopathie. King hatte die Klinik in Mexiko, in der sie mit 79 Jahren verstarb, aufgrund ihrer Neigung zur Homöopathie gewählt, aber erst im Endstadium aufgesucht.