Nachteile von Früherkennungsuntersuchungen
Dr. med. Ingrid Mühlhauser, Professorin an der Universität Hamburg und Vorsitzende des Arbeitskreises Frauengesundheit, befasst sich seit langem mit den Kosten und dem Nutzen solcher Untersuchungen.
Mühlhauser kritisiert, dass die Früherkennung nicht effizient sei: Es würde sehr viel getestet und die Frauen erhielten viele Überdiagnosen und Übertherapien mit unnötigen Operationen an der Gebärmutter. Dabei würden sich die meisten Dysplasien von alleine wieder zurückbilden.
Trotz dieser Übertherapien läge Deutschland im europäischen Vergleich bei der Prävention von Gebärmutterhalskrebs aber nur im Mittelfeld. Zudem könnten die Übertherapien weitreichende Folgen für die Frauen haben:
Die Konisation zum Beispiel erhöhe bei späteren Schwangerschaften das Risiko von Frühgeburten.
Für das Suchen nach Krebsvorstufen bei Frauen ab 20 Jahren fehle gar die wissenschaftliche Grundlage. Gebärmutterhalskrebs sei bei jungen Frauen so selten, dass zu häufiges Testen mehr schade als nütze.
In anderen europäischen Ländern seien solche Untersuchungen erst ab 30 und in Abständen von teilweise mehr als 5 Jahren üblich. Zudem würde bei Frauen ab 35 der HPV-Test ohne Pap-Test ausreichen.
Die heutige Leitlinie sei auf Interessenskonflikte und Kompromisse zwischen Berufsverbänden, Wissenschaftlern und Interessensvertretern zurückzuführen und nicht allein auf wissenschaftliche Fakten.
Das Testen von gesunden Frauen mache einen erheblichen Anteil des Einkommens der Praxen aus.